Erntedank: Stoiber weg, Frauen Weltmeister

Stoiber
by Michael Lucan

Die letzte Woche hat mit einem großartigen Erntedankfest geendet: Stoiber hat seine Ankündigung wahr gemacht und abgedankt (an dieser Stelle nochmal Glückwünsche an daviduu). Die Fussballfrauen haben auch kräftig geerntet, und zwar den WM-Titel. Nur dass RTL beim Fernsehpreis die Lorbeeren für ein “Informationsmagazin” ernten konnte, ist nicht nachvollziehbar. Wahrscheinlich für die plakative Aufmachung mit besonders effektvollen Animationen.

Apropos RTL: Bin eben auf die RTL-Kirche gestossen. Da gibt es u.a. feiste Bibel-Psalme direkt auf dein Handy.

Hier eine kleine Kostprobe (Psalm 104, Vers 14):

Erntedank

Gott, du lässt das Gras wachsen für das Vieh,
auch Pflanzen für den Menschen,
die er anbaut,
damit er Brot gewinnt von der Erde.

Hygiene-Lyrik, die erste

Das Leben in WGs bereitet auf so manchen späteren Konflikt “im wahren Leben” vor, sagen bekennende WG-Menschen. Für andere hingegen ist nur die WG das wahre Leben. Abgesehen von Debatten um Putzfrequenzen und dem sporadischen Auftreten von Abwaschmeinungsunterschieden (“Gehört zum Abwasch das Abtrocknen dazu?”) trifft der geneigte Betrachter weitere gutgemeinte Unzulänglichkeiten an. Just ist mir nach gemeinsamer Feiertour auf der Politologenparty in der Säulenhalle (mit dabei von der bb242 crew: Katharina, Christine, David, Simon, Paul und ich) am frühen Morgen, mich nach kurzer Nacht und wenig erholsamem Schlaf im Badezimmerspiegel begrüßend, aufgefallen, dass ich das Bad nicht so vorfand wie ich es verlassen hatte. Der geflieste Boden zeugte von Spuren einer nächtlichen Wanderung durch britisches Hochmoor! Ich war erbost!! Sogleich verfasste ich folgendes Pamphlet, um meinem pädagogischen Auftrag (Pestalozzi lässt grüßen) gerecht zu werden:

Wer spät des nachts das Bad betritt,
der achte bitte drauf,
Dass Schuh’ und Stiefel sauber sind,
denn Schmutz gibt’s schon zuhauf.

Gespannt dürfen wir sicherlich sein auf den Blogeintrag vom 1.11.06 nach der Chemiker-Halloweenparty in der Chemie-Cafete.

Liebesgrüsse aus Kerala II

inder.jpg

Wahre Liebe macht aufdringlich. Oder führt zu Sprachschwierigkeiten. Oder beides. Auf vielfachen Wunsch stelle ich nun eine weitere Nachricht aus dem Land in dem die Punkte zwischen den Wörtern wachsen, zur allgemeinen Erbauung bereit. Nach dem regen Zustrom an Einsendungen (ca. 0) in Antwort auf mein letztes Rätsel, erhöhe ich mein Angebot: Der erste Doof, der den Text erfolgreich in die deutsche Sprache übersetzt und mir die Lösung zuschickt, gewinnt ein kalorienarmes Abendessen und eine Raubkopie mit indischen Sprechproben.

Viel Spass!

hai .dalin. pelese. donte. bee. fakeng. samart. . idon . like. . tete. .
ok/ u. onlee. vante.

ur. vy. ino . tate. ol . . radi. . but. am. sad. or . enink. am . just.
vante. ejoing.
my. salf. . am . too. niyte. party. . goveng. ot . of . gov . ihave. varyy.
nise. farens.

sam . gal . sam . boy . teyr. my . faarns. for. yar. evryy, budi. itol .
obote. u. . now/ no mor.

itrey. ok . . idon . feel. good. tok. vate. tok. am. not. suvar . obote. u.
. begos. / ur. not.
like. mee. . am . soryy. igoveng. too. . tereng. ageen. idon . vate. reylee.
bee. onste.

u. tol . mee. obote. ajay . vate. uno . pelese. . . vate. u. tokeng. . too.
mee/ u . tenge. ica n .

naver. get/ gal . vate. ur, fakeng . mad. ihave. so . nise. life. . idon .
vante. mak . mestek.
so . ef . udon . love. mee. . no . porablm . inot . goveng . careyng. vat
var. . but. ur. onlee.
1. persn . ilake. mor. donte. farget/ soryy. . reytng. like. tese. . . .
now. ol .moste 8. colk. 9. colk.
ihave. too. a m. not . hapyy uno. but, teryg. too. farget. . ur. ipormis.
rafi

Liebesgrüße aus Kerala

Ich danke der anonymen Spenderin für die unschätzbare Güte, folgendes Dichtwerk veröffentlichen zu dürfen. Wer die korrekte Übersetzung bis Weihnachten einschickt, kriegt ein Plätzchen.

hai . my . baby . havaru. itenke. ur . fine. so . how. garmany . good. so
baby . now. am .
satyng . karala . my . home. am . varyy. hapyy. olso. varyy. sad. i . have .
lo of . porabalm .
begos . ol . obote. u. my . farete. teo . makeng . lot . of . . porablm .
too. mee. begos .
iloveu . teo . don . vante. i . raytoo. u. itoke . too. u. hee. don . like.
ow. . veer. . saprete.
idon . vante. saty. v\t\. teo . teas. . vy . icom . saty . my . am . ol .
moste. pepare. too.
i go . napal. so . vateru . tuyng . garmany . aru . vesete. ur . ol .
farnes. ur . famlee. u . hapyy. .
ilike. u . hapyy. ol . teme. . so . baby. vy . u . say . too. mee. i .
agree. obote. navar. pelese . treste. mee. ef . u. vavte . idon . bater. ur
. life. u . kan . too. vate . u . vante. am . relye. harteng . evaryy. sid.
i am . teo . leveng . 5. yer. too. gater. u no . but. am . ok . many .
my. mater. aske mee. vy. u . seteng. ol n . ol . teme.i . say. too. my.
mater.am . sik.but . enevy. vy. udon . geve . mee. anser. now. idon .
tereng. olkhol. ol .moste. nateng . ilove . u. aru.
love mee. evareng . u. kan . say. idon . bater. i . vaiyng. for. anser. i .
tenke. sam . tem . ivante. keil. my. salf . ef. i. too . taete. donte.
ageree. too. mee. ur. rafi.

A- Art: Tabak lag am Abfallsack

fonts-a.jpg

Tabak lag am Abfallsack
als Anna fragt:
Tabak, sag mal, Lars hat Schmacht.
Was machst’n da am Abfall, sach?
Tabak lacht, als Anna bat

Lars, ganz apart, am Abfallsack
tat Blatt an Blatt, tat Tabak dran,
als Anna sagt:
Was hast’n da?
Ach Lars, das macht dann acht am Tach!

Anna hasst Kwalm als Sargbahnwahl
Lars pafft dann langsam, Anna rast,
macht wahrhaft Krach, hat Lars fast satt.

Lars macht Tabak wahrhaft Spaß
Am Abfallsack lag’s Tabakgras.

Tobi/Andi 06

Die O-Vokalgeschichte

hummel_und_spitzwegerich.jpgMeine Freundin, die dicke Hummel, lernt auf ihrer Schauspielschule ganz seltsame Dinge. Zum Beispiel müssen da so komische Geschichten geschrieben werden. Geschichten, in denen immer nur ein und derselbe Vokal vorkommt. Während meine liebste Freundin auf ihre Verdauung wartet, weil sie immer Angst vor einer plötzlich am Morgen zuschlagenden Verstopfung hat, erzählt sie uns nun ihre O-Geschichte.

greekomikron-01.png Trotz Ozon schob Bote Tom sorglos Post von Rostock nordost vor Bonn. “Toastbrot, Toastbrot vom Rost!”, johlt dort monoton Onno von Mohr, Koch vom Schloßhof vor Ort. Tom horcht sofort voll Groll. Jobst vom Ortschor tollt schon vorm Schloßtor, Lord Sport hopst sofort vom Thron, frohlockt: “Toastbrot, Toastbrot vom Rost! Schon? Goldlohn folgt pro Kopf.” Doktor Todd, Sohn von Norton von London, oft voll Hohn, wog Gold:”Tom, hol noch Mohnbonbons! Sonst folgt Zorn vom Volk!” Tom rollt rot vor Zorn forschgrob vom Hof fort: “Toastbrot, Mohnbonbons… Voll bekloppt! Vollkornbrot rockt!”

Der interessierte Leser wird sich nun mit Ernst Jandl beschäftigen wollen, welcher mit dem Gedicht “Der Mops” unzählige Liebhaber von Möpsen, als auch deren Feinde erfreut hat.

Margits Träume

tagebuch.jpgSperrmüll ist wunderbar. Andere Leute schmeißen Dinge weg, die man niemals wegschmeißen würde. Andere Leute laufen oder fahren dann herum und nehmen die Sachen mit. Und wenn man dann selbst da lang geht, dann sind alle tollen Sachen weg. Dieses Mal war es anders. Mein Fund: Margits Tagebuch. Ein mit häßlichen Omabildchen und kopierten Gedichten überfrachtetes Werk. Selten nur Persönliches und wenn, dann gerne Platitüden � la “Träume sterben nicht von alleine. Sie leben im Herzen weiter, bis wir sie selber kaputt machen.”

Doch zwischen Beschränktheit, Persönlichkeitskampf und Lebensverdruß finden sich unerwartete poetische Perlen.

Das Werk ist bereits zwanzig Jahre alt, wie die mittig zu findende und durchaus mittelmäßige “Inventur ’84” verrät. Über den Zeitraum kann nur spekuliert werden. Ihre anfänglich kindliche Schrift wird gen Ende reifer.

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Doch wer ist die “Dichterin”? Von einem Examen ist die Rede, später von Kindern und Unterricht. Eine Grundschullehrerin? Schnell wird klar, dass ein freudloses Leben vorliegt. Die gefühlskalte Gleichmäßigkeit der Schrift, die faschistoide Ordentlichkeit der Buchstaben machen die Autorin mit Nachdruck unsympathisch. Erst ihre nach Hoffnung suchende Libido gibt ihr die Kraft zu wahrem dichterischem Ausdruck. Die Wortgewaltigkeit ihrer Dichtkunst kommen so überraschend, wie ein von kleinen Kindern in den Rücken geworfener D-Böller Mitte Juli. Das Feuerwerk ihrer Lust treibt sie zu nicht gekannten Höhenflügen.

Ich möchte hier mein liebstes Gedicht dem geduldigen Leser zur Lektüre bieten:

“Trauerbett

Dies ist das Trauerbett
selbstauferlegter Enthaltsamkeit,
denn du bist Meilen und Gebirge entfernt
über Canyons, unter Kondensstreifen
und Cirruswolken von Ost bis West.
Kumuluswolken kopulieren
uns zum Verdruß,
und der harte Schwanz des Windes klopft
an die Bauch der Flugzeuge.

Wir sind nicht im Fluge
und wir seufzen auf unserem Trauerbett.
Dreitausend Meilen voneinander entfernt,
aber Erinnerung gespeichtert in des
anderen Augen und Hüften,
erfüllt von einander
sind wir leer für die Welt.

Ich fände einen Schwanz, mich zu stopfen,
doch zum Fliegen brächte er mich nicht.
Du fändest eine Möse, die dich umklammert,
aber du würdest nicht weinen
und nicht in ihre Schulter beißen,
nicht Eingang suchen in ihr Blut.”

Danke, Margit!

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