Kreuz-Bube auf Korfu (Tag 54)

In Meteora habe ich eine kleine Reisegruppe aus 2 Kanadiern und einem australischen Paerchen kennengelernt, die ich hier auf Korfu wiedertreffe. Wir mieten gemeinsam ein Auto und fahren erst auf den hoechsten Berg und dann zu einem wunderbaren Strand. Mit dem Wunsch, genau diesen Strand zu finden, hat es folgendes auf sich: An einem der feuchtfroehlichen Abende sind die Spielkarten der Australierin nass geworden und da sie bislang keine Souvenirs aus Griechenland hatte, hat sie sich ein Kartendeck gekauft, auf dem griechische Sehenswuerdigkeiten abgebildet sind. Auf der Karte des Kreuz-Buben ist eine malerische Bucht zu sehen und als Ort ist Korfu vermerkt.

Und so enden wir schliesslich am Canal d’amour, jener Bucht auf der Karte. Das Wasser ist warm und ein Tunnel im Fels fuehrt zur nebenliegenden Bucht. Im Tunnel wunderbare gruene Farben, die die einfallende Sonne auf die Haut zaubert.

Meteora (Tag 48 – 51)

Mit Spaniern Plaene zu machen, ist fast unmoeglich. Dennoch schaffen wir es, morgens recht frueh aufzubrechen und fahren mit dem Taxi zum Bahnhof. Es regnet und das Verkehrssystem kollabiert komplett. Im Regen geht niemand zu Fuss und bereits nach einer Stunde Regen stehen 10cm Wasser auf der Strasse. Am Bahnhof treffen wir Olivia, eine Taiwanesin, die ich in Budapest kennengelernt habe. Wir sind also zu fuent: David, der Schweizer, Olivia, die Spanier Quique und Elisa und ich. Ein super Team. David und ich uebernehmen die Leitung und bringen unsere “Kinder” wohlbehalten nach Kalambaka, einer kleinen Stadt am Fuss der unglaublich beeindruckenden Felsen von Meteora.

Es nieselt mal wieder und ich mache mich mit Elisa als Scout-Team auf, eine Unterkunft zu finden. Wir landen im Alsos-Hotel und bekommen ein Appartment mit Kueche. Es ist schon fast dunkel, als wir eingezogen sind und es bleibt nur Zeit fuer einen kleinen Spaziergang hoch zwischen den Felsen. Abends kochen wir Carbonara und sitzen bis 2 Uhr in der Kueche und quatschen.

Viel zu spaet stehen wir am naechsten Morgen auf. Trotzdem gemuetliches Fruehstueck und dann mit dem Taxi in die Felslandschaft, David kann wegen seiner Leiste nicht weit laufen. Vom Kloster Varlaam geniessen wir die Sicht ueber die atemberaubende Landschaft. Worte und auch Fotos koennen das Gefuehl nicht wiedergeben, dass einem diese Felse vermitteln. Die Gegend hat etwas zutiefst spirituelles.

Alle ausser Elisa und mir reisen ab, teils nach Athen, teils zurueck nach Thessaloniki. Vom aeusserst freundlichen Hotelier erfahren wir, dass es am Fuss einiger Felsen eine verlassene Ermemitenhuette gibt und wir beschliessen die Nacht dort im Zelt zu verbringen. Aber wieder einmal ist es viel zu spaet und als wir an den besagten Felsen nach einem halbstuendigen steilen Aufstieg ueber steinige Waldwege ankommen, wird es bereits dunkel. Die Huette laesst sich nicht mehr finden und wir campieren wild an einem flachen Abhang. Vom Zelt aus schaut man ins Tal, sieht die Lichter der Stadt, eingerahmt von den Felsen von Meteora. Mit Taschenlampen ausgeruestet gehen wir wieder in die Stadt, essen, einkaufen. In einem der typischen griechischen Altherren-Cafes lassen wir unsere verschwitzten Klamotten ein wenig trocknen, bevor wir uns wieder auf den Aufstieg machen. Nach einer halben Flasche Wein im Zelteingang bei der wunderbaren Aussicht schlafen wir ein und wachen erst spaet morgens wieder auf.

Wir suchen die Eremitenhuette und finden sie in nur 50m Luftlinie von uns entfernt. In der Huette herrscht Unordnung: Nasse Teppiche und verschimmelte Klamotten sind am Boden verteilt. Grundsaetzlich ist aber noch alles da, was der Eremit besass. Es scheint, als haette der Besitzer geplant wieder zurueckzukommen: Am Ofen liegt ein noch aufgeschlagenes Buch, der Rosenkranz liegt in der Ecke, die Waende sind mit Heiligenbildchen verziert. Im Schrank steht Oel, Instantkaffee und auch eine halbvolle Schachtel Zigaretten. Die herumliegenden Zeitungen datieren auf 2002. Ueber der Tuer steht ein kleiner Kaefig. In ihm liegt das weissgebleichte Gerippe einer Maus.

Elisa faehrt ebenfalls und ich bleibe allein in Meteora. Ich quartiere mich wieder im Hotel ein und verbringe den Tag groesstenteils im Internet mit der weiteren Planung der Reise. Ich entscheide mich, nach Korfu zu fahren und schreibe Couchsurfing-Anfragen. Abends gehe ich zur nahegelegenen Taverne und esse Souvlaki, der von der Besitzerin, einer alten, knitterigen Frau vor meinem Augen im Kamin gegrillt wird. Beim anschliessenden Bad fallen mir die Augen zu und ich gehe bereits um 12 ins Bett.

Am naechsten Morgen mache ich mich zu Fuss auf den Weg zu den auf der Karte ausgewiesenen Einsiedlerhoehlen, die letzlich weniger spektakulaer sind, als ich mir das vorgestellt habe. Ich gehe weiter nach Kastraki, einem malerischen Oertchen im westlichen Teil der Felsen. Von hier steige ich durch eine Schlucht auf und sehe am Scheitelpunkt des Passes, dass man auf einen der riesigen Felsen aufsteigen kann.

Am Gipfel finde ich eine kleine Andachtsstaette und eine unglaubliche Aussicht. Blauer wolkenloser Himmel. Gluecksgefuehl.

Thessaloniki (Tag 42 – 48)

In Thessaloniki scheint die Sonne. 23 Grad, T-Shirt-Wetter, Meer. Tag und Nacht ist die Stadt voller Menschen, der Verkehr ist ohrenbetaeubend und gefaehrlich. Fussgaenger kommen in der Nahrungskette zuletzt. Die schmalen Strassen sind nicht fuer die Massen an Autos ausgelegt.

An Sehenswuerdigkeiten bietet die Stadt nicht allzu viel. Ueberall sind aber archaeologische Staetten direkt in der Stadt. Die Griechen messen dem aber offenbar nicht viel Bedeutung zu. Interessant sind auch die vielen alten Kirchen, meist einige Meter niedriger gelegen als die restliche Bebauung. Orthodoxe Priester gehoeren ins normale Strassenbild, hier im Gespraech mit alten Maennern, dort auf einer Bank mit dem Blackberry in der Hand.

Die Preise in den Bars sind abartig. Ein normales 0,3l-Bier kostet 5 Euro. Ich lerne die Spanier kennen, die Dan in Sofia getroffen hat und wohne schliesslich die letzen 5 Tage in einer Dreier-Wg von spanischen Erasmus-Studenten. Vorsichtig ausgedrueckt leben sie ganz schoen spartanisch. Die gesamte Einrichtung (inklusive Matratzen) ist vom Sperrmuell, es gibt kein ordentliches Messer in der Kueche, keine Trockentuecher, kein Internet, keine Waschmaschine. Die naechsten Tage verbringen Dan, ich, die “spanische Familie”, also die WG und weitere 3 Spanier und der am zweiten Tag eingetroffene Schweizer David nach Erasmus-Manier. Billiger Wein, Studentenparties oder draussen auf der Strasse trinken. Ein weiteres Highlight ist die Mensa. In Thessaloniki ist das Essen in der weitgehend anarchistisch gepraegten Uni umsonst und die Studentenausweise werden auch nicht kontrolliert. Natuerlich ist das Essen nicht berauschend, aber bei kostenlosem Essen einen breiten Querschnitt durch die griechische Studentenwelt zu betrachten ist auessert interessant.

Mit David gehe ich am vierten Tag ins Krankenhaus. Er hat einen Knubbel an der Leiste und Schmerzen. In der Notaufnahme warten mindestens 20 Leute, zum Teil auf Liegen und wegen der Schweinegrippe mit Mundschutz. Ich sehe uns schon den gesamten Tag in diesem wenig erfreulichen Ort verbringen, aber nachdem David sein Problem der Krankenschwester an der Rezeption geschildert hat, kommen wir innerhalb von 2 Minuten dran. Wie zu erwarten war, ist es ein Leistenbruch, der jedoch nicht dringend operiert werden muss. Die Untersuchung kostet nichts und es wird ausschliesslich der Name, aber keine Adresse von David notiert.

Halb erleichtert machen wir uns auf den Weg um noch das Fussballspiel Aris Thessaloniki – irgendwas zu sehen. Die Fans sind unglaublich enthusiastisch, obwohl Aris, selbst nach 2 roten Karten fuer die Gastmannschaft, in der Chancenverwertung katastrophal schlecht ist. Das Spiel endet 0:0.

Ohrid – Thessaloniki (Tag 42)

Wir muessen heute noch nach Thessaloniki, da ich dort einen CS-Host habe. Die Reise gestaltet sich recht schwierig. Es gibt keinen Zug und keine direkte Busverbindung. Unser urspruenglicher Plan: Mit dem Bus in die Grenzstadt Bitola, von da ein Taxi zur Grenze, dann zu Fuss rueber, wieder ein Taxi nach Florina und dort mit dem Zug weiter.

Als wir am Busbahnhof ankommen, werden wir von einem Mann abgefangen, der uns anbietet uns fuer 10 Euro bis zur Grenze zu fahren. Nach anfaenglichem Zoegern schlagen wir ein und landen mit 2 weiteren Fahrgaesten in einer total heruntergekommenen Karre. Ein Seitenspiegel ist kaputt, eine Tuer hat keinen Tuergriff mehr und meine Tuer laesst sich nur mit einem Schraubenzieher schliessen, es gibt keine Anschnallgurte und die Sitze sind absolut durchgesessen. Der Fahrer fuellt Oel nach und macht sich auf den Weg. 1 1/2 Stunden fahren wir durch die Berge und landen schliesslich mitten im Nirgendwo an der Grenze. Dan hat sich beim Geldabheben am Vortag verrechnet und hat 150 Euro in Mazedonischen Dinar, aber an der Grenze gibt es weder eine Moeglichkeit einzukaufen, noch eine Wechselstube. Ausserhalb von Mazedonien wird die Waehrung nicht gehandelt. Pech.

Endlich im Zug nach Thessaloniki

Es ist bereits dunkel, als wir uns auf den Weg ueber die Grenze machen. 300m Niemandsland und dann die griechische Seite der Grenze, provokant mit einer Statue Alexander des Grossen dekoriert, den beide Laender fuer sich beanspruchen. In Griechenland stehen wir dann wieder im Nirgendwo. Kein Taxi, kein Bus und es ist bereits stockdunkel. Wir machen Anhalter und werden bereits vom zweiten Wagen mitgenommen.  Im Auto begreifen wir, dass wir in einer anderen Zeitzone sind. Den Zug erreichen wir nur ganz knapp. Alles ist ploetzlich wieder vollkommen westlich.

Ohrid (Tag 41 – 42)

Dan, der Englaender, den ich in Skopje im Hostel gelernt habe, weckt mich morgens um 9 nach wenigen Stunden Schlaf und einigen Glaesern Whiskey. Wir nehmen den 10 Uhr-Bus nach Ohrid, einer kleinen Stadt im Sueden von Mazedonien, malerisch an einem grossen See gelegen. Auf dem Weg durch die mazedonischen Berge faengt es an zu schneien und der Bus bleibt in den Serpentinen im Verkehrschaos stecken. Anderthalb Stunden dauert es, bis die Raeummaschinen die Strasse wieder befahrbar gemacht haben. Als wir um 4 Uhr ankommen ist es neblig, feucht und grau. Es nieselt. Per Taxi fahren wir den Huegel hinauf in die Altstadt. Kleine Gassen und halbverfallene kleine Haeuser. Unter uns der See, von Bergen eingerahmt.

Den Abend verbringen wir mit dem Personal des Sunny-Lake-Hostels und einigen Freunden mit Fussball schauen.

Nach dem Fruehstueck machen wir uns auf den Weg durch die Stadt. Die Wolken haben sich verzogen und lassen den See in gruenblauen Farben leuchten. Wir gehen zur Burg hinauf und laufen von dort aus ueber einen Waldweg zu einem der vielen Kirchen. Dann hoch und runter durch die Stadt, noch eine Kirche und schliesslich essen wir im albanischen Viertel einen Plescavica. Unser Aufenthalt ist nur ein Kurzbesuch.