Meteora (Tag 48 – 51)

Mit Spaniern Plaene zu machen, ist fast unmoeglich. Dennoch schaffen wir es, morgens recht frueh aufzubrechen und fahren mit dem Taxi zum Bahnhof. Es regnet und das Verkehrssystem kollabiert komplett. Im Regen geht niemand zu Fuss und bereits nach einer Stunde Regen stehen 10cm Wasser auf der Strasse. Am Bahnhof treffen wir Olivia, eine Taiwanesin, die ich in Budapest kennengelernt habe. Wir sind also zu fuent: David, der Schweizer, Olivia, die Spanier Quique und Elisa und ich. Ein super Team. David und ich uebernehmen die Leitung und bringen unsere “Kinder” wohlbehalten nach Kalambaka, einer kleinen Stadt am Fuss der unglaublich beeindruckenden Felsen von Meteora.

Es nieselt mal wieder und ich mache mich mit Elisa als Scout-Team auf, eine Unterkunft zu finden. Wir landen im Alsos-Hotel und bekommen ein Appartment mit Kueche. Es ist schon fast dunkel, als wir eingezogen sind und es bleibt nur Zeit fuer einen kleinen Spaziergang hoch zwischen den Felsen. Abends kochen wir Carbonara und sitzen bis 2 Uhr in der Kueche und quatschen.

Viel zu spaet stehen wir am naechsten Morgen auf. Trotzdem gemuetliches Fruehstueck und dann mit dem Taxi in die Felslandschaft, David kann wegen seiner Leiste nicht weit laufen. Vom Kloster Varlaam geniessen wir die Sicht ueber die atemberaubende Landschaft. Worte und auch Fotos koennen das Gefuehl nicht wiedergeben, dass einem diese Felse vermitteln. Die Gegend hat etwas zutiefst spirituelles.

Alle ausser Elisa und mir reisen ab, teils nach Athen, teils zurueck nach Thessaloniki. Vom aeusserst freundlichen Hotelier erfahren wir, dass es am Fuss einiger Felsen eine verlassene Ermemitenhuette gibt und wir beschliessen die Nacht dort im Zelt zu verbringen. Aber wieder einmal ist es viel zu spaet und als wir an den besagten Felsen nach einem halbstuendigen steilen Aufstieg ueber steinige Waldwege ankommen, wird es bereits dunkel. Die Huette laesst sich nicht mehr finden und wir campieren wild an einem flachen Abhang. Vom Zelt aus schaut man ins Tal, sieht die Lichter der Stadt, eingerahmt von den Felsen von Meteora. Mit Taschenlampen ausgeruestet gehen wir wieder in die Stadt, essen, einkaufen. In einem der typischen griechischen Altherren-Cafes lassen wir unsere verschwitzten Klamotten ein wenig trocknen, bevor wir uns wieder auf den Aufstieg machen. Nach einer halben Flasche Wein im Zelteingang bei der wunderbaren Aussicht schlafen wir ein und wachen erst spaet morgens wieder auf.

Wir suchen die Eremitenhuette und finden sie in nur 50m Luftlinie von uns entfernt. In der Huette herrscht Unordnung: Nasse Teppiche und verschimmelte Klamotten sind am Boden verteilt. Grundsaetzlich ist aber noch alles da, was der Eremit besass. Es scheint, als haette der Besitzer geplant wieder zurueckzukommen: Am Ofen liegt ein noch aufgeschlagenes Buch, der Rosenkranz liegt in der Ecke, die Waende sind mit Heiligenbildchen verziert. Im Schrank steht Oel, Instantkaffee und auch eine halbvolle Schachtel Zigaretten. Die herumliegenden Zeitungen datieren auf 2002. Ueber der Tuer steht ein kleiner Kaefig. In ihm liegt das weissgebleichte Gerippe einer Maus.

Elisa faehrt ebenfalls und ich bleibe allein in Meteora. Ich quartiere mich wieder im Hotel ein und verbringe den Tag groesstenteils im Internet mit der weiteren Planung der Reise. Ich entscheide mich, nach Korfu zu fahren und schreibe Couchsurfing-Anfragen. Abends gehe ich zur nahegelegenen Taverne und esse Souvlaki, der von der Besitzerin, einer alten, knitterigen Frau vor meinem Augen im Kamin gegrillt wird. Beim anschliessenden Bad fallen mir die Augen zu und ich gehe bereits um 12 ins Bett.

Am naechsten Morgen mache ich mich zu Fuss auf den Weg zu den auf der Karte ausgewiesenen Einsiedlerhoehlen, die letzlich weniger spektakulaer sind, als ich mir das vorgestellt habe. Ich gehe weiter nach Kastraki, einem malerischen Oertchen im westlichen Teil der Felsen. Von hier steige ich durch eine Schlucht auf und sehe am Scheitelpunkt des Passes, dass man auf einen der riesigen Felsen aufsteigen kann.

Am Gipfel finde ich eine kleine Andachtsstaette und eine unglaubliche Aussicht. Blauer wolkenloser Himmel. Gluecksgefuehl.

Thessaloniki (Tag 42 – 48)

In Thessaloniki scheint die Sonne. 23 Grad, T-Shirt-Wetter, Meer. Tag und Nacht ist die Stadt voller Menschen, der Verkehr ist ohrenbetaeubend und gefaehrlich. Fussgaenger kommen in der Nahrungskette zuletzt. Die schmalen Strassen sind nicht fuer die Massen an Autos ausgelegt.

An Sehenswuerdigkeiten bietet die Stadt nicht allzu viel. Ueberall sind aber archaeologische Staetten direkt in der Stadt. Die Griechen messen dem aber offenbar nicht viel Bedeutung zu. Interessant sind auch die vielen alten Kirchen, meist einige Meter niedriger gelegen als die restliche Bebauung. Orthodoxe Priester gehoeren ins normale Strassenbild, hier im Gespraech mit alten Maennern, dort auf einer Bank mit dem Blackberry in der Hand.

Die Preise in den Bars sind abartig. Ein normales 0,3l-Bier kostet 5 Euro. Ich lerne die Spanier kennen, die Dan in Sofia getroffen hat und wohne schliesslich die letzen 5 Tage in einer Dreier-Wg von spanischen Erasmus-Studenten. Vorsichtig ausgedrueckt leben sie ganz schoen spartanisch. Die gesamte Einrichtung (inklusive Matratzen) ist vom Sperrmuell, es gibt kein ordentliches Messer in der Kueche, keine Trockentuecher, kein Internet, keine Waschmaschine. Die naechsten Tage verbringen Dan, ich, die “spanische Familie”, also die WG und weitere 3 Spanier und der am zweiten Tag eingetroffene Schweizer David nach Erasmus-Manier. Billiger Wein, Studentenparties oder draussen auf der Strasse trinken. Ein weiteres Highlight ist die Mensa. In Thessaloniki ist das Essen in der weitgehend anarchistisch gepraegten Uni umsonst und die Studentenausweise werden auch nicht kontrolliert. Natuerlich ist das Essen nicht berauschend, aber bei kostenlosem Essen einen breiten Querschnitt durch die griechische Studentenwelt zu betrachten ist auessert interessant.

Mit David gehe ich am vierten Tag ins Krankenhaus. Er hat einen Knubbel an der Leiste und Schmerzen. In der Notaufnahme warten mindestens 20 Leute, zum Teil auf Liegen und wegen der Schweinegrippe mit Mundschutz. Ich sehe uns schon den gesamten Tag in diesem wenig erfreulichen Ort verbringen, aber nachdem David sein Problem der Krankenschwester an der Rezeption geschildert hat, kommen wir innerhalb von 2 Minuten dran. Wie zu erwarten war, ist es ein Leistenbruch, der jedoch nicht dringend operiert werden muss. Die Untersuchung kostet nichts und es wird ausschliesslich der Name, aber keine Adresse von David notiert.

Halb erleichtert machen wir uns auf den Weg um noch das Fussballspiel Aris Thessaloniki – irgendwas zu sehen. Die Fans sind unglaublich enthusiastisch, obwohl Aris, selbst nach 2 roten Karten fuer die Gastmannschaft, in der Chancenverwertung katastrophal schlecht ist. Das Spiel endet 0:0.