Thessaloniki (Tag 42 – 48)

In Thessaloniki scheint die Sonne. 23 Grad, T-Shirt-Wetter, Meer. Tag und Nacht ist die Stadt voller Menschen, der Verkehr ist ohrenbetaeubend und gefaehrlich. Fussgaenger kommen in der Nahrungskette zuletzt. Die schmalen Strassen sind nicht fuer die Massen an Autos ausgelegt.

An Sehenswuerdigkeiten bietet die Stadt nicht allzu viel. Ueberall sind aber archaeologische Staetten direkt in der Stadt. Die Griechen messen dem aber offenbar nicht viel Bedeutung zu. Interessant sind auch die vielen alten Kirchen, meist einige Meter niedriger gelegen als die restliche Bebauung. Orthodoxe Priester gehoeren ins normale Strassenbild, hier im Gespraech mit alten Maennern, dort auf einer Bank mit dem Blackberry in der Hand.

Die Preise in den Bars sind abartig. Ein normales 0,3l-Bier kostet 5 Euro. Ich lerne die Spanier kennen, die Dan in Sofia getroffen hat und wohne schliesslich die letzen 5 Tage in einer Dreier-Wg von spanischen Erasmus-Studenten. Vorsichtig ausgedrueckt leben sie ganz schoen spartanisch. Die gesamte Einrichtung (inklusive Matratzen) ist vom Sperrmuell, es gibt kein ordentliches Messer in der Kueche, keine Trockentuecher, kein Internet, keine Waschmaschine. Die naechsten Tage verbringen Dan, ich, die “spanische Familie”, also die WG und weitere 3 Spanier und der am zweiten Tag eingetroffene Schweizer David nach Erasmus-Manier. Billiger Wein, Studentenparties oder draussen auf der Strasse trinken. Ein weiteres Highlight ist die Mensa. In Thessaloniki ist das Essen in der weitgehend anarchistisch gepraegten Uni umsonst und die Studentenausweise werden auch nicht kontrolliert. Natuerlich ist das Essen nicht berauschend, aber bei kostenlosem Essen einen breiten Querschnitt durch die griechische Studentenwelt zu betrachten ist auessert interessant.

Mit David gehe ich am vierten Tag ins Krankenhaus. Er hat einen Knubbel an der Leiste und Schmerzen. In der Notaufnahme warten mindestens 20 Leute, zum Teil auf Liegen und wegen der Schweinegrippe mit Mundschutz. Ich sehe uns schon den gesamten Tag in diesem wenig erfreulichen Ort verbringen, aber nachdem David sein Problem der Krankenschwester an der Rezeption geschildert hat, kommen wir innerhalb von 2 Minuten dran. Wie zu erwarten war, ist es ein Leistenbruch, der jedoch nicht dringend operiert werden muss. Die Untersuchung kostet nichts und es wird ausschliesslich der Name, aber keine Adresse von David notiert.

Halb erleichtert machen wir uns auf den Weg um noch das Fussballspiel Aris Thessaloniki – irgendwas zu sehen. Die Fans sind unglaublich enthusiastisch, obwohl Aris, selbst nach 2 roten Karten fuer die Gastmannschaft, in der Chancenverwertung katastrophal schlecht ist. Das Spiel endet 0:0.

Ohrid – Thessaloniki (Tag 42)

Wir muessen heute noch nach Thessaloniki, da ich dort einen CS-Host habe. Die Reise gestaltet sich recht schwierig. Es gibt keinen Zug und keine direkte Busverbindung. Unser urspruenglicher Plan: Mit dem Bus in die Grenzstadt Bitola, von da ein Taxi zur Grenze, dann zu Fuss rueber, wieder ein Taxi nach Florina und dort mit dem Zug weiter.

Als wir am Busbahnhof ankommen, werden wir von einem Mann abgefangen, der uns anbietet uns fuer 10 Euro bis zur Grenze zu fahren. Nach anfaenglichem Zoegern schlagen wir ein und landen mit 2 weiteren Fahrgaesten in einer total heruntergekommenen Karre. Ein Seitenspiegel ist kaputt, eine Tuer hat keinen Tuergriff mehr und meine Tuer laesst sich nur mit einem Schraubenzieher schliessen, es gibt keine Anschnallgurte und die Sitze sind absolut durchgesessen. Der Fahrer fuellt Oel nach und macht sich auf den Weg. 1 1/2 Stunden fahren wir durch die Berge und landen schliesslich mitten im Nirgendwo an der Grenze. Dan hat sich beim Geldabheben am Vortag verrechnet und hat 150 Euro in Mazedonischen Dinar, aber an der Grenze gibt es weder eine Moeglichkeit einzukaufen, noch eine Wechselstube. Ausserhalb von Mazedonien wird die Waehrung nicht gehandelt. Pech.

Endlich im Zug nach Thessaloniki

Es ist bereits dunkel, als wir uns auf den Weg ueber die Grenze machen. 300m Niemandsland und dann die griechische Seite der Grenze, provokant mit einer Statue Alexander des Grossen dekoriert, den beide Laender fuer sich beanspruchen. In Griechenland stehen wir dann wieder im Nirgendwo. Kein Taxi, kein Bus und es ist bereits stockdunkel. Wir machen Anhalter und werden bereits vom zweiten Wagen mitgenommen.  Im Auto begreifen wir, dass wir in einer anderen Zeitzone sind. Den Zug erreichen wir nur ganz knapp. Alles ist ploetzlich wieder vollkommen westlich.