Budapest, Juedischer Friedhof (Tag 30)

Wir fahren mit der Strassenbahn nach Osten (?). Vorbei am hauptsaechlich von Zigeunern bewohnten 8ten Distrikt bis zur Endstation draussen vor der Stadt. Hier liegt der juedische Friedhof. Mit Abstand der beeindruckendste Friedhof, den ich je zuvor gesehen habe. Anders als deutsche Friedhoefe, wird hier einfach alles der Natur ueberlassen. 100 Jahre alte Graeber sind bereits von Wald und dichtem Unterholz ueberwuchert.  Umgestuerzte Grabsteine, verwitterte Inschriften. An anderen Stellen ganz neue Graeber. Steine liegen darauf, als Zeichen, dass man an die Toten denkt.

Nahe dem Eingang ein Holocaust-Denkmal. Tausende von Namen, manche nachgezeichnet oder umrahmt. Andere Namen sind mit Bleistift dazugeschrieben. Tausende Menschen, die ermordet wurden.  Ermordert von der Generation meiner Grosseltern. Traenen steigen in mir auf. Ich lege einen Stein nieder.

Budapest (Tag 20-31)

Als ich in Budapest ankomme, kriege ich einen Kulturschock. Alles sieht verranzt aus am Bahnhof, als waere die Welt vor 20 Jahren stehengeblieben. Die Sprache klingt und liest sich vollkommen fremdartig. Das graue Wetter und eine beinahe sibirische Kaelte tuen ihr Uebriges um meinen ersten Eindruck zu praegen. Der Geldautomat im Bahnhofsgebaeude ist kaputt, keiner kann Englisch um mir zu erklaeren, wo ich einen anderen finde. Erst nach einer 10minuetigen Wanderung durch diverse Baustellen finde ich einen Automaten. Ich habe keine Ahnung von Waehrung und Wechselkurs und hebe den Gegenwert von 10 Burgern ab.

Dann die Suche nach der Bushaltestelle. Endlich fuendig geworden, erklaert mir der Busfahrer, ich muesse mein Ticket am ‘Automati’ kaufen, irgendwo da hinten. Er faehrt ohne mich ab. Mit dem naechsten Bus klappt es, nach einer an eine Raumflugsimulation erinnernden Fahrt komme ich bei meinen Hosts an.

Die naechsten 11 Tage verbringe ich mit Herumlaufen, Kochen, mit Grippe im Bett liegen, Orgel-Konzert in der Stefanskirche, Boulder, Biomarkt, Freunden von meinen Hosts und vor allem mit meiner franzoesischen Gastgeberin.

Budapest hat einige grossartige Trash-Bars, die einem grossartigen Konzept folgen: Man kauft ein kleineres Haus mit typisch Budapester Quadratgrundriss, ueberdacht den Innenhof und gestaltet jeden Raum der verschiedenen ehemaligen Wohnungen gemaess eines gewissen Themas. Die Einrichtung ist groesstenteils Sperrmuell. Tip: Instant, Mumus und ein dritter Laden dieser Art, dessen Namen ich vergessen habe.

Wien (Tag 16-20)

In Wien lerne ich einen Haufen Couchsurfer kennen. Sehr nette Abende mit Leuten aus der ganzen Welt.

Am schoensten ist fuer mich jedoch der Morgen des letzten Tages, den ich alleine an der Donau verbringe. Die goldene Herbstsonne scheint und laesst das Wasser gruen leuchten. Wenige Wolken schweben durch den blauen Himmel und der Wind pfeift. Unter einer Bruecke ist der Wind so stark, dass man sich gegen ihn lehnen kann. Nur ein bisschen mehr und ich wuerde abheben und ueber der Donau gen Sueden fliegen.