Budapest, Juedischer Friedhof (Tag 30)

Wir fahren mit der Strassenbahn nach Osten (?). Vorbei am hauptsaechlich von Zigeunern bewohnten 8ten Distrikt bis zur Endstation draussen vor der Stadt. Hier liegt der juedische Friedhof. Mit Abstand der beeindruckendste Friedhof, den ich je zuvor gesehen habe. Anders als deutsche Friedhoefe, wird hier einfach alles der Natur ueberlassen. 100 Jahre alte Graeber sind bereits von Wald und dichtem Unterholz ueberwuchert.  Umgestuerzte Grabsteine, verwitterte Inschriften. An anderen Stellen ganz neue Graeber. Steine liegen darauf, als Zeichen, dass man an die Toten denkt.

Nahe dem Eingang ein Holocaust-Denkmal. Tausende von Namen, manche nachgezeichnet oder umrahmt. Andere Namen sind mit Bleistift dazugeschrieben. Tausende Menschen, die ermordet wurden.  Ermordert von der Generation meiner Grosseltern. Traenen steigen in mir auf. Ich lege einen Stein nieder.

Weltreise-Vorgeschichte

Letztes Jahr im Juli/September war eine seltsame Zeit in meinem Leben. Meine damalige Freundin hatte Schluß gemacht und eine Welt war für mich zusammengebrochen. Jenseits des alten Trotts entdeckte ich aber mit einem Mal Seiten an mir, die ich vorher noch nicht kannte. Sport bekam plötzlich einen Stellenwert für mich: Statt mit der Bahn raste ich jetzt mit dem Fahrrad zur Arbeit und in der Kletterhalle spürte ich Muskeln, von deren Existenz ich nichts wußte. Mein Verhältnis zur Natur hat sich ebenfalls grundlegend verändert: Während man mich zuvor eigentlich ein Leben lang mit einem Computer, Internet und genügend Filmen einsperren hätte können, war es mir jetzt auf einmal wichtig, frische Luft zu atmen, das Wetter zu spüren, am Rhein zu spazieren und Waldluft zu riechen. Im Spanienurlaub letzten September wagte ich meine ersten kleinen Abenteuer: Ich kletterte in alte verfallene Minenstollen und quälte mich in kurzen Hosen durch kilometerlange Dornengestrüppe. Und es fühlte sich blendend an! Irgendwann zu dieser Zeit erwachte der Wunsch mal rauszukommen, einmal wirklich alles hinter mir zu lassen, mal wieder von einem Tag in den anderen zu leben. Schluss mit dem täglichen, wöchentlichen Trott mit viel zu viel Arbeit und viel zu wenig Selbsterfahrung. Die Idee für meine Weltreise war geboren.

Und jetzt ist es so weit. Nächste Woche bin ich weg! Ein Zwischenmieter ist gefunden, ich bin durchgeimpft, habe Globetrotter leergekauft, meinen Rucksack gepackt, meine Kreditkarte kreditiert, briefgewählt und mich bei fast allen verabschiedet. Ich werde (erstmal) alleine reisen und ohne irgendwelche Tickets einfach aufbrechen. Die grobe Route sieht folgendermaßen aus: Berlin-Dresden-Halle-Prag-München-Wien-Jugoslawien-Griechenland-Istanbul-Wandern in der Südtürkei-Jordanien-Nepal-Thailand-Kochkurs in Vietnam-Indonesien-Südsee-Peru-nach Hause. Ich werde versuchen, von unterwegs zu bloggen und von Zeit zu Zeit mal per Handy einen Tweet abzusetzen.

Leben, ich komme!