Bestuhlte Konzerte – Weisheiten eines portugiesischen Einwanderers

Neulich habe ich mir an einem verkaterten Morgen die öffentliche-rechtliche Sendung “Bilderbuch Deutschland” angeschaut. Hier lerne ich immer wieder Neues über meine Wahlheimat. Dieses Mal wurde mir eine besonders gewagte These nahe gebracht: Oberhausen ist nicht tot! Ohne jetzt auf diese unglaubwürdige Argumentation eingehen zu wollen, war es doch erstaunlich was alles in Oberhausen geboten wird. Besonders hat mich ein Ausschnitt fasziniert, in dem die Arena Oberhausen vorgestellt wurde. Man bestuhlte gerade den Saal für ein Konzert eines bekannten geadelten Pop-Stars. Es ist schon erstaunlich, dass es Konzerte gibt, die bestuhlt werden. Ich dachte eigentlich diese Sitte hätte sich für modernere Musik in den 50ern erledigt. Offenbar ist das Publikum des besagten Pianisten schon dermassen mitgealtert, dass ein einstündiges Stehen oder sogar “Tanzen” (Foxtrott, Discofox) eine mehrwöchige physiotherapeutische Rehabilitation nach sich ziehen würde. Bei solchen “Pop”- Konzerten wird wahrscheinlich mit den Jahren der nichtbestuhlte Teilbereich dann doch wieder größer: Für die, die mit ihrem eigenen Sitz einfahren. Ich stelle mir lebhaft vor, wie die Leute dort sitzen und während sie die schlaffe Hand der gealterten Ehefrau in der Hand halten, mit den Gedanken aber wieder bei der süßen Rothaarigen sind. Damals im Tanzclub, als man sich zu diesem Lied noch keck angeblinzelte und danach einen heißen Tanz (Foxtrott, Discofox) aufs Parkett gelegt hat. In der Walbusch-Hose regt sich mit letzter Kraft das Glied zu einer halbstarken Erektion.