Belgrad (Tag 31-35)

Bombed building in Belgrad

Laermend schiebt sich dichter Verkehr durch die Stadt. Stoisch trotzen die grauen Gebaeude der abgasgeschwaengerten Luft. Nahe dem Bahnhof sieht man immer noch die offenen Wunden des Krieges vor 10 Jahren: Zerbombte Ruinen ehemaliger Ministerien und Polizeistationen. Gleichzeitig Mahnmal fuer den Frieden und Sporn im Fleisch des serbischen Nationalismus. Keine Truemmerhaufen wie auf den alten schwarzweissen Bildern zerstoerter deutscher Innenstaedten, sondern fast unscheinbare klaffende Loecher und Luecken in den Fassaden. Krater, von der Wucht der Explosionen verbogener Stahl, Risse im Beton. Durch glaslose Fenster sieht man Schraenke voller Akten unter dichten dunklen Schichten voller Aktenordner einer vergangenen Zeit.

Der Krieg ist hier noch praesent. Die Vergangenheit lebt, inzwischen als fast natuerlicher Teil der Gegenwart: Visabeschraenkungen, zugemauerte Botschaften, virtuelle Sperren im Internet. In Serbien kann man nicht mit Paypal bezahlen und nicht in  amerikanischen Online-Shops bestellen. Von Zeit zu Zeit raecht man sich, in dem man einen McDonalds anzuendet, dieses goldene Symbol des westlichen Wirtschaftsimperialismus, das auch hier die Strassen beherrscht.  Die Serben sind ein stolzes, ein patriotisches Volk, das sich in der Tradition einer uralten Geschichte sieht. Hier sind die alten Feldherren, die fuer ihr Vaterland kaempften, noch Helden, Teil einer gemeinsamen Identitaet.

Neben den alten Statuen spielen Kinder, Jugendliche fahren Skateboard, Liebespaare kuessen sich. Der Verkehr waelzt sich durch die Stadt. Bald schon werden die zerschossenen Gebaeude Hotels oder Einkaufszentren sein. Und langsam werden die Schatten des Krieges auch aus den Koepfen der Menschen verschwinden.