Die Geschichte von der angebundenen Fliege

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“In der Schule haben wir lebend gefangene Fliegen, Bienen, Hummeln und Libellen gehandelt. Jeder in der Klasse hatte welche. Wir haben ihnen dann einen Faden umgebunden und sie damit aufsteigen lassen. Eigentlich gar nicht so schwierig, einzig mit dem Knoten muss man ein wenig aufpassen. Nur ein kleines bisschen zu eng und sie fliegen nicht mehr. Nie mehr.

Unsere kleinen Haustiere haben wir nach der Schule Gassi gefuehrt, bis wir vom Herumwandern muede, eilig zum Mittagessen stuermten. Natuerlich nicht ohne zuvor unseren neuen Gefaehrten an einen Stein gebunden zu haben. Kam man gestaerkt vom Mahl an das eigens ausgesuchte sonnige Plaetzchen zurueck, war das Tier eigentuemlich faul geworden. Einige Mal half noch Erschrecken, doch bald war auch die letzte Kraft dahin. Des Abends ging der Freund den Weg, den alle Haustiere frueher oder spaeter gehen und wurde im Garten neben dem Hamster, den Silberfischen und dem versehentlich totgetretenen Igelbaby beigesetzt.”

Kaum war die Geschichte erzaehlt, folgte der Theorie die Praxis und eine muehsam gefangene Fliege, die als Anschauungsobjekt diente, wurde muehsam eingespannt. Das fuer die Fliege wahrscheinlich beinchendicke Seil war aber wohl doch etwas zu eng geknuepft und so konnte sie nur noch ein wenig ueber den Tisch krauchen, was dem Herrchen immerhin einen kleinen Applaus einbrachte.

Weltreise – Hellohello

Photophoto! One photo please!

Wenn man in Indien in weniger touristischen Gegenden unterwegs ist, ist man als Weisser DIE Attraktion ueberhaupt. Dauernd wird man darum gebeten, ein Foto machen zu duerfen. Pro Tag werden mindestens 20 Fotos mit mir gemacht. Und wenn es keine Fotos sind, dann wird wenigstens Hallo gesagt, die Hand geschuettelt und gefragt, wo man herkommt.  Taeglich schuettele ich so etwa 50 Haende. In Daulatabad habe ich zwei kompletten Schulklassen die Hand geschuettelt.  Bei der zweiten war ich wenigstens geistesgegenwaertig genug, das aufzunehmen: Hellohellohello.

Hellohellohellohellohellohello

Ich weiss zwar nicht genau, was die Inder mit den Fotos machen, aber irgendwo habe ich ja noch Verstaendnis, wenn man ein Erinnerungsfoto mit einem Weissen moechte. Voellig unverstaendlich sind fuer mich die Inder, die wollen, dass ich mit meiner Kamera ein Foto von ihnen mache.

Weltreise – Daulatabad 10.2.

Dschungelbuch

Die Festung Daulatabad liegt eine Kilometer ausserhalb von Aurangabad. Irgendwann im 13. Jahrhundert hat sich ein bekloppter Herrscher ueberlegt, das sei wohl ein echter guter Platz fuer seine Hauptstadt und hat kurzerhand alle Einwohner der ehemaligen Hauptstadt Delhi hier runterwandern lassen. Sind ja nur 1100 km. Die Gluecklichen, die den Marsch ueberlebt haben, sind dann ein paar Jahre spaeter wieder zurueckmigriert worden, als der Herr Herrscher gemerkt hat, dass das Ganze doch nicht so die Topidee war.

Uebrig aus dieser Zeit (und spaeter weiter ausgebaut) ist eine Festung, die in vielerlei Hinsicht an das Dschungelbuch erinnert. Affen sonnen sich auf den verfallenen Wachtuermen, die hier und da aus den ueberwucherten Ruinen ragen.

Die Anlage ist perfekt gesichert. Ein in den Stein gehauener Gang fuehrt in kompletter Dunkelheit zum oberen Teil der Feste.  Am Eingang wartet ein Fueher, der einen gegen ein kleines Trinkgeld mit einer Fackel durch die von tausenden Fledermaeusen bevoelkerte Finsternis fuehrt. Echtes Indiana Jones-Gefuehl.