Zwischenbericht aus Goa – Meine erste indische Bahnfahrt

Eigentlich kommt erstmal noch ganz viel anderes, aber wegen der Beschwerden habe ich mich entschlossen, einfach mal was einzuschieben. Dann muss ich halt spaeter rausfinden, wie man die Reihenfolge der WordPress-Posts veraendert. Weils fuer mich am Einfachsten ist, werde ich in Zukunft vor allem “Podcasts” veroeffentlichen.

Warten auf den Zug

Hier meine erste Zugerfahrung in Indien: Bahnfahren in Indien

Weltreise – Lykischer Weg

Fruehmorgens machen Jean, Angie und ich uns von Dalyan aus auf den Weg. Die Haelfte meiner Sachen habe ich in Dalyan gelassen, auch so ist mein Rucksack mit etwa 12kg noch schwer genug. Mit dem Minibus fahren wir nach Fethiye und halten auf der Strasse den naechste Minibus Richtung Kueste an. Schon kurz nach dem wir die Stadt verlassen haben, wird die Natur um uns immer schoener. Der kleine Kastenwagen faehrt mit einer gefaehrlichen Geschwindigkeit durch enge Bergserpentinen ohne Leitplanken. Rechts von uns faellt der Berg 100m zum Meer hinab. Die kurvige Fahrt endet in Faralya, einem kleinen Dorf oberhalb des Butterfly Valleys. Ein tiefes Tal, eingefasst in steile rote Felswaende. Ein kleiner weisser Strand und blaugruenes Wasser. Kein Mensch ist zu sehen, nur eine alte bekopftuchte Frau hackt vor ihrem Haus Holz. Am Dorfeingang treffen wir einen einzelnen Touristen. Als er hoert, dass wir den lykischen Weg gehen wollen, bietet er mir das offizielle Buch zum Originalpreis an. Er ist auf der Rueckreise und braucht es nicht mehr. Ich selbst hatte vergeblich in ein paar Buchlaeden danach gesucht. Mal wieder unerwartetes Glueck. Unsere Wanderung beginnt super: Wir missverstehen ein Schild und steigen eine halbe Stunde im falschen Tal hoch. Weil wir partout keine Markierungen finden, steigen wir wieder ab und diesmal ist es offensichtlich, wo es lang geht. Es folgt ein weiterer steiler Anstieg ueber Zickzackpfade, der von einer wunderbaren Aussicht belohnt wird. Ueber uralte Steinterassen blickt man auf das Meer, schroffe Felswaende und Pinienwaelder im Ruecken. Auf dem ganzen Weg begegnen wir keinem einzigen Wanderer. Nur ein paar Einheimische gruessen uns freundlich und Jean scherzt mit ihnen in Gebaerdensprache. Wir kriegen ein Lachen und Orangen geschenkt und ziehen weiter. Die heutige Etappe ist kurz, aber durch unsere Troedelei wird es bereits langsam dunkel, als wir in Kabak ankommen. Direkt am Ortseingang wartet eine alte Frau vor ihrer kleinen Herberge: “Mammas Pension.” Mamma ist  68, wettergegerbte braune Haut und wache ruhige Augen, die schon vieles gesehen haben. Mit groesster Anstrengung handeln wir sie um ein paar TL herunter. Abendessen und Fruehstueck sind mit inbegriffen. Wir verstauen unser Gepaeck und laufen zum Strand. Helle rundgewaschene Kiesel, rauschende Wellen im pinienbaumgesaeumten Tal. Wir sitzen einzeln vor dieser grossartigen Aussicht und lauschen schweigend dem Meer, bis es dunkel wird. Als wir wieder in der Pension ankommen, wartet Mamma bereits mit dem Essen auf uns. Reis, Kartoffeln in roter Sauce, Kohlsalat und Brot. Einfach und nahrhaft. Mamma erzaehlt uns in spaerlichem Englisch aus ihrem Leben und laedt uns schliesslich ins Wohnzimmer ein, wo wir mit ihr und Papa, plaerrende tuerkische Nachrichten schauen und Tee trinken.  Irgendwann schlaeft Mamma erschoepft ein und wir schleichen in unser eigenes Zimmer.

Trotz gegenteiliger Wettervorhersagen ist das Wetter morgens noch gut. Es ist windig, ein wenig grau, aber es regnet nicht. Wir beschliessen weiterzugehen. Wir nehmen den Weg um das Tal herum und pflanzen in einer feierlichen Zeremonie einen vertrockneten Ast auf den Weg. Angie verlangt nach einem Eisverkaeufer und wir reden ueber baertige dreikoepfige Affen und Feen. Wir wandern und wandern und fuehlen uns grossartig. Wieder keine Wanderer und ein paar Mandarinen von den Einheimischen, denen wir begegnen. Als wir in ein kleines Dorf kommen, klopfen wir an ein Fenster und ich frage mit meinem spaerlichen Tuerkisch “Ekmek var me? Cay var me?” (Haben Sie Brot, haben Sie Tee?) Die Frau nickt und eine Viertelstunde spaeter kommt sie mit einer riesigen Platte Essen: Duennes Fladenbrot, saure Gurken, Honig, drei Schalen mit unglaublich leckerem Joghurt (wohl der Beste, den ich je gegessen habe), frittiertem Blumenkohl, Ruehrei und einer grossen Kanne Tee. Sie moechte kein Geld und wir schenken ihr unsere letzten Stuecke Halva und Schokoladenbestaende. Es ist inzwischen so windig, dass eines der Fladenbrote ueber die Bruestung der einfachen Holzveranda geweht wird. Bevor wir es retten koennen, haben es die dort grasenden Kuehe gefressen. Unter winken und “Tesekular ederim” ziehen wir weiter. Langsam wird der Himmel bedrohlich grau und ueber dem Meer entleeren die Wolken bereits ihre feuchte Fracht. Der Pfad fuehrt bedrohlich nahe an steilen Abgruenden und wunderbaren Aussichtspunkten entlang. Und die Abzweigung zwischen Weg 3a und 3b kommt und kommt nicht. Irgendwann biegen wir dann auch noch falsch ab und erreichen erst auf Umwegen unseren naechsten Orientierungspunkt, einen alten osmanischen Wasserspeicher. Es beginnt zu regnen. Wir ziehen Regensachen ueber, soweit vorhanden und laufen zuegig weiter. Als der Regen zu heftig wird, gehen wir auf die nahegelegene Strasse und strecken den Daumen heraus. Ein Kleinlaster haelt und wir springen in den Laderaum. Vorne im Fahrerhaeuschen 3 aermlich gekleidete Maenner, hinten Kisten mit Fruechten und Gemuese neben allerlei Geruempel. Irgendwann steigt einer aus, einer anderer kommt mit einer Ziege, die eingeladen wird und ich und Angie von uns ziehen nach vorne um. Wir sitzen dichtgedraengt auf ausgefransten fleckigen Sitzen und ruckeln ueber  regennasse Strasse durch die graue Daemmerung. Kleine zivilisationsferne Doerfchen rechts und links. Der Fahrer bedeutet uns, dass er Gemuese verkauft und demonstriert uns seine selbsteingebaute reichlich improvisierte Lautsprechervorrichtung, mit denen er in den Doerfern seinen Besuch ausruft. Ich frage, ob ich auch mal darf und rufe fuer Jean auf der Ladeflaeche: “A votre gauche, vous voyez la ligne maginot.” Der Fahrer holt sein Handy heraus und spielt uns Musik vor. Ich bedeute ihm, dass er doch den Lautsprecher benutzen soll. Die naechste halbe Stunde halte ich das Handy ans Mikro und Angie drueckt das angebrochene Kabel herunter. Gluecklich fahren wir durch die einsetzende Dunkelheit und beschallen die Strasse mit traditioneller tuerkischer Musik.

(Muss jetzt los, schreibe demnaechst weiter. Der Abend war noch interessant!)

Weltreise – Laecheln

Als ich im Innenhof des Hotels in Dalyan auf mein Fruehstueck warte, lerne ich Jean und Angie kennen. Ich schliesse die Beiden sofort ins Herz. Jean hat vor Lebensglueck strahlende Augen und  ist vollkommen offen und auf eine natuerliche Art freundlich. Es trifft mich wie ein Blitzschlag. Eben fuehlte ich mich noch grummelig, allein, gestresst und ein wenig ueberfordert von den ganzen Eindruecken und ploetzlich zeigen mir die Beiden, wie einfach alles ist. Mit offenem Herzen in die Welt hinaus schreiten, anderen Menschen ins Gesicht lachen, gluecklich sein. Und dadurch nur noch mehr schoene Dinge erleben. Der umgekehrte Teufelskreis.

Es ist ja nicht so, als ob man das nicht wuesste. Aber seit meiner Begegnung mit den Beiden achte ich wieder viel mehr darauf, einfach mal zu laecheln. In der Tuerkei und ganz besonders in den arabischen Laendern sind die Leute viel emotionaler als in Deutschland. Gerade hier kann man mit einem freundlichen Blick und einem offenen “Merhaba!” vieles erreichen. Schenkt man ein bisschen von seinem Glueck den anderen, kriegt man es potenziert zurueck.

Vielleicht sollten wir das in Deutschland auch etwas mehr beherzigen.