Weltreise – Freitagsgebet in Hyderabad

Freitag...

Das Wahrzeichen der Stadt Hyderabad ist ein grosses minarettgeschmuecktes Gebaeude: Das Charminar. Als wir von oben auf die naheliegende Mecca Masquid (Moschee) schauen, stellen wir fest das offenbar Freitag ist. Tausende von Glaeubigen (ausschliesslich Maenner) in weissen Gewaendern und mit Gebetsmuetzchen stroemen in die Moschee. Ich beschliesse der Sache auf den Grund zu gehen und folge den Massen. Am Eingang werde ich aufgehalten. Was ich hier will, werde ich gefragt. Ich stammle ein wenig herum. Ob ich beten will? Ja, ja. Genau! Beim zweiten Tuerposten weiss ich schon die Antwort und werde widerstandslos durchgelassen. Nach der rituellen Waschung suche ich einen Platz. Das innere der Moschee ist hoffnungslos voll, die Schattenplaetze unter dem Sonnenschutz ebenfalls  und so lasse ich mich irgendwo an einem der B-Plaetze nieder. Man bedeutet mir, ich solle ordentlich in der Reihe sitzen. Nach einiger Zeit kommt der Gebetsruf.  Und dann geht der Gottesdienst los. Durch die Lautsprecher hoert man die Predigt und ich mache alles nach was mein Nachbar macht: Stehen, runterbeugen, hinknien und mit der Stirn an den Boden. Es ist eine spirituelle Erfarung. 20000 Muslime um mich herum, ich bin der einzige Weisse und einer der wenigen ohne Kopfbedeckung. Gott (oder Allah) sei Dank muss man nicht viel sagen waehrend einem muslimischen Gebet. Nur ab und zu ein gemurmeltes Amen, das wie ein Gewittergrollen ueber den Platz rollt. Beugen, knien, aufstehen. Wenn der Prediger still ist, hoert man leise moderne Hindumusik in den als Antennen wirkenden Lautsprechern.

Nach dem Gebet wird der Sarg eines Heiligen durch die Menge getragen. Gedraenge wie beim Woolworth-Schlussverkauf. Ein junger Muslime adoptiert mich als Gast und draengt mich in eine ruhige Ecke. Als es etwas ruhiger ist, gehe ich in die eigentliche Moschee. Mein Gastgeber fragt mich, ob ich Muslim bin. Mist. Die Frage, die ich vermeiden will. Ich bejahe vorsichtig. Er laesst mich das muslimische Glaubensbekenntnis nachsprechen. Sobald man das getan hat, ist man offiziell Muslim. Auf der anderen Seite habe ich mich sicherlich versprochen. Also bin ich jetzt so halb Muslim. Grauzone. Mein Gastgeber fuehrt mich zu einem Knubbel von Menschen, die alle einem alten Mann die Hand schuetteln. Ich werde auch genoetigt. Hinter dem Alten steht ein Mann und tropft immer wieder ein bisschen Oel in seine Haende, damit er vom ganzen Handgeschuettel keine trockene Haut bekommt. Inzwischen bin ich auch zur Attraktion gewordens. “Where you from?” “Muslim?” Als ich dann auch noch einen anderen Alten gruessen soll, diesmal mit Umarmung, reicht es mir. Ich fliehe. Es war eine der spirituellesten Erlebnisse meiner Reise bisher.

Hampi – Interview mit dem kleinen Ajab

Schreibarbeit

In Hampi haben wir immer wieder Ajab getroffen, den Postkartenverkaeufer. Er hat mir ein Interview ueber sich und seine Arbeit gegeben .

Kinderarbeit ist in Indien absolut ueblich. Auch unter den Bettlern sind extrem viele Kinder. Aber bei aller westlichen Moral, muss man auch bedenken, dass diese Kinder zum Teil die einzige Einkommensquelle eines Haushaltes sind. Da muss man sich schon die Frage, was besser ist: Das die ganze Familie hungert oder die Kinder arbeiten. Schwierig, schwierig…

Weltreise – Holi in Hampi

Indian Woodstock

Holi ist irgendein indischer Feiertag. Und ein Riesenspass. Das ganze geht an einer Vollmondnacht los. Alle Trommeln der Stadt werden zusammengesucht und eine laute und ekstatisch tanzende Prozession zieht einmal durch die Stadt zu einem riesigen aufgeschichteten Scheiterhaufen. Zum Abschluss wird dort eine Strohpuppe verbrannt, die alles Boese des letzten Jahres symbolisiert..

Am naechsten Tag steigt dann das Fest der Farben. Den ganzen Tag lang zieht man wieder zu Trommeln durch die Stadt und beschmeisst und beschmiert sich gegenseitig mit Farbpulver bis man sich nicht wieder erkennt.

Colored

Weltreise – Hampi Impressionen

Warten auf Kundschaft

Das “Garden Paradise” ist mein Wohnzimmer. Ich liebe die immer gut gelaunten Nepali-Boys, die schoen rumschreien, wenn Sie etwas bringen: “Milk COFFEEEE!”. Wenn man dort abends auf den Kissen liegt, kann man den Fluss und die Felslandschaft betrachten, die von der untergehenden Sonne in rotes Licht getaucht wird. Die Natur gibt dazu ihr Abendkonzert.

Je schoener die Abende sind, desto schlimmer sind die Morgende, an denen ich immer von den Nachbarn aufgeweckt werde.

Weltreise – Die Kinder von Hampi

I want to be in front!

Die indischen Kinder sind von den technischen Spielzeugen, die die “Western” mitbringen, stets sehr begeistert. Mein Voice Recorder macht da keine Ausnahme. Eigentlich wollte ich, dass die Kids fuer mich singen. Stattdessen hat man sich das Geraet ausgeliehen und willkuerliche Aufnahmen gemacht. Der kleine Junge, der am Schnellsten mit dem Greifen war, hat das Geraet quasi sofort verstanden und spaeter sogar ein Interview mit Clementine gemacht.

Die Geschichte von der angebundenen Fliege

IMG_2229

“In der Schule haben wir lebend gefangene Fliegen, Bienen, Hummeln und Libellen gehandelt. Jeder in der Klasse hatte welche. Wir haben ihnen dann einen Faden umgebunden und sie damit aufsteigen lassen. Eigentlich gar nicht so schwierig, einzig mit dem Knoten muss man ein wenig aufpassen. Nur ein kleines bisschen zu eng und sie fliegen nicht mehr. Nie mehr.

Unsere kleinen Haustiere haben wir nach der Schule Gassi gefuehrt, bis wir vom Herumwandern muede, eilig zum Mittagessen stuermten. Natuerlich nicht ohne zuvor unseren neuen Gefaehrten an einen Stein gebunden zu haben. Kam man gestaerkt vom Mahl an das eigens ausgesuchte sonnige Plaetzchen zurueck, war das Tier eigentuemlich faul geworden. Einige Mal half noch Erschrecken, doch bald war auch die letzte Kraft dahin. Des Abends ging der Freund den Weg, den alle Haustiere frueher oder spaeter gehen und wurde im Garten neben dem Hamster, den Silberfischen und dem versehentlich totgetretenen Igelbaby beigesetzt.”

Kaum war die Geschichte erzaehlt, folgte der Theorie die Praxis und eine muehsam gefangene Fliege, die als Anschauungsobjekt diente, wurde muehsam eingespannt. Das fuer die Fliege wahrscheinlich beinchendicke Seil war aber wohl doch etwas zu eng geknuepft und so konnte sie nur noch ein wenig ueber den Tisch krauchen, was dem Herrchen immerhin einen kleinen Applaus einbrachte.