Turin – Von obdachsuchend zu Punkhaus

Lernen die eigentlich nix in der Schule? (Flucherei)

Angekommen!

Italienischer Fussballkommentator

Auf dem Weg zur illegalen Hardcore-Punk-Party

Der Rest des abends ist zwar dokumentiert, aber die Aufnahmen sind etwas trunken.

Grob zusammengefasst, lief alles weitere so:

Das Konzert in einer alten leerstehenden Lagerhalle ging also irgendwann so um 11 Uhr los. Ganz coole Location eigentlich, leider aber schweinekalt, weil kein Fensterglas mehr existierte. Nach einer halben Stunde akzeptablem, vielleicht -ich bin da ja kein Experte- sogar gutem Hardcore-Punk fiel zum ersten Mal der Generator aus. Also gab es weder Bier, noch Licht, noch Musik. Der Generator ließ sich anscheinend auch nicht mehr wiederbeleben, so dass ein weiterer Generator herangeschafft wurde. Nach einer übel kalten, dunklen und ereignislosen Stunde gab es erst wieder Musik. Und diesmal hielt der Generator gerade mal 5 Minuten. Und dann war Ende. Also konnte eine von 10 Bands spielen, alle anderen reagierten leicht verstimmt. Ich hoffte darauf, mit irgend jemandem zum besetzten Haus zurückkehren zu können, aber von denen war niemand gekommen. Ein aus Sardinien angereister Musiker stellte mir in Aussicht, es mag inzwischen 3 Uhr gewesen sein, einfach in einem anderen besetzten Haus zu pennen. Er würde in Kürze dahingehen, das andere Haus sei nachts, wegen nicht existierenden Nachtbus nicht zu erreichen. Die “Kürze” war eine italienische Kürze. So dass ich letztlich um 5 vollkommen erfroren und genervt einen Bus gefunden habe, der mich zum Bahnhof fuhr. Dort wartete ich dann nochmal 50 min (Ubahn sonntags erst ab 6). Anschließend bin ich zwei Stationen zu früh ausgestiegen und kam mit klappernden Zähnen im Punkhaus an. Natürlich haben schon alle geschlafen und erst nachdem ich eine Viertelstunde geklingelt und an Fenster geklopft hatte, ließ mich eine wenig begeisterte Frau rein. Den ersten Teil des Tages verbrachte ich auf einer alten unbezogenen Matraze in einem Gemeinschaftsschlafraum. Gefühl von Krankheit, Kopfschmerz und ein Gewirr von Italienisch im Kopf.

Erst nachmittags konnte ich wieder aufstehen und mir das Haus anschauen. Wow! Ein besetztes Haus deluxe! Fitnessraum, Schreinerei, Metallwerkstatt, Tonstudio, Riesenküche, Riesenwohnzimmer, Partyhalle, Garten usw. Seit 5 Jahren ist die Villa, die zur ehemaligen psychatrischen Klink gehört, nun bereits besetzt. 11 Leute wohnen hier ständig. Einige arbeiten (in einem Kino), die meisten “leben” einfach im Haus, welches unter immerwährender Renovierung ist. Zimmer werden ausgebaut, die Küche erweitert, Veranstaltungen organisiert, der Garten bewirtschaftet, gekocht, genäht, diskutiert. Nicht einfach nur ein versoffener Drogenhaufen, sondern reflektierte, engagierte alternative Menschen.

Ganz selbstverständlich kriege ich alles gezeigt und abends Essen vorgesetzt. Interessante Menschen mit einem gänzlich anderem Lebenskonzept.

 

(Aus Respekt habe ich keine Photos gemacht. Wer mit dem Haus in Kontakt treten will, den vermittle ich gerne.)